Annelise Zwez                                                                                                            back
kunstbulletin 9/2007

 

 

Chelsea Galerie zeigt im H95 Raum für Kulltur Basel Nesa Gschwend
 

 

18. August - 15. September 2007

 

Nesa Gschwend ist von ihrem Denken her Performerin. Im Mittelpunkt steht die Handlung, beispielsweise das Drehen, Wenden, Öffnen, Knautschen und schliesslich wieder Zunähen einer Orange. Dabei beschaut und bedenkt sie ihr Tun, indem sie es in anderen Medien noch einmal neu formuliert, als Video-Performances, mehrteilige Objektreihen, Zeichnungen und räumliche Malerei.
«Rotationen» nennt die im Rheintal aufgewachsene Künstlerin die installative Ausstellung im 160 qm grossen Projektraum in Basel. Die Drehbewegungen beziehen sich nicht nur auf den Medienwandel, nicht nur auf die saftigen Orangen, die sie nach den Performances eintrocknen liess, in flüssigen Wachs tauchte und nun in zwei Reihen auf zwei schmalen, von der Decke hängenden Latten präsentiert. Die «Rotationen» sind auf der sichtbaren wie auf der inhaltlichen Ebene relevant. So wenn sich in ihrem Gesicht während der Performance der Ausdruck von der Lust am Wühlen im Fruchtfleisch in Erschrecken wandelt und sie nach Nadel und Faden greift, um die Orange wieder zusammenzunähen. Doch während hier Orange zum Sinnbild des Planeten Erde und die herunterhängenden Fäden unverhofft zu Nabelschnü- ren werden, weist die zeitlich verschoben gezeigte Doppel-Projektion der Video-Performance derselben Handlung assoziativ in eine andere Richtung: Die Filme laufen sowohl vorwärts wie rückwärts und sind in einem fort Anfang und Ende, Tod und Erneuerung. Darüber hinaus sorgen die vier als Rotationsform platzierten, wächsernen Handschuh-Objekte mit ihren kaum sichtbaren Orangen im Handinnern laufend für die Produktion weiterer «Zellen».
So wie jedes Objekt seine eigene Form hat, zeigt auch jedes Gesicht seinen eigenen Ausdruck. Sowohl in den Zeichnungen wie in der grossformatigen Pigment-Wachs-Malerei dominiert das Motiv des Kopfes, des Gesichts - freilich formal so reduziert, dass die Körperteile mit den Objekten in Kontakt treten. Das eine scheint Teil des anderen zu sein. Die in Aargau lebende Nesa Gschwend, die seit 1986 als Soloperformerin und Künstlerin auftritt, sucht stets die Konzentration auf archaische Äusserungen. Was die Ausstellung in Basel besonders macht, ist die körperlich-sinnliche Intensität der Arbeiten in warmen Tönen von ocker, rotbraun bis weinrot - vielleicht ein Resultat ihres letztjährigen Aufenthaltes in Bangalore, Indien. Einer grossen Herausforderung wird sie sich im kommenden Jahr stellen, wenn sie den ganzen «Engländerbau» in Vaduz bespielen wird.